Die Debatte über den Spielraum für Lohnerhöhungen im neuen Jahr gewinnt an Fahrt. Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft mahnten am Wochenende zu Besonnenheit.
Auch führende Wirtschaftsforschungsinstitute warnten vor zu hohen Tarifabschlüssen. Dagegen hatte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, am Freitag einen „spürbaren Anstieg“ der Löhne verlangt.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warb am Sonntag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd für „flexible und produktivitätsorientierte Tarifabschlüsse“. Dabei müsse die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Branchen berücksichtigt werden. Hundt fügte hinzu: „Wir dürfen unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht einschränken.“

Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, warnte vor zu umfangreichen Lohnerhöhungen im neuen Jahr. Er sagte: „Dort, wo es wieder gut läuft, wird es zweifellos auch wieder mehr Geld geben.“ Man dürfe jedoch „das Augenmaß nicht verlieren“.

Driftmann betonte in einem dapd-Interview: „Zur Beschäftigungssicherung während der Krise und zur aktuell guten Arbeitsmarktentwicklung haben die verantwortungsbewussten Abschlüsse der letzten Jahre wesentlich beigetragen.“ Die Unternehmen hätten „in der Krise hohe Kosten in Kauf genommen, um an ihren Mitarbeitern festzuhalten“. Der DIHK-Präsident fügte hinzu: „Noch haben längst nicht alle Unternehmen das Vorkrisenniveau wieder erreicht.“

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, sagte: „Bei aller Freude über den Aufschwung sollten wir nicht übermütig werden.“ Es gebe „immer noch etliche Branchen und Betriebe, denen es nach wie vor nicht gut geht“. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, sieht nur einen „geringen Spielraum“ für Lohnerhöhungen.