Obwohl Goldschmaus bereits vor der Veröffentlichung des Videomaterials, das Fälle von Tierquälerei in dem Schlachthof zeigte, zu 50% Mitinhaber des Betriebes war, übernahm sie keine Verantwortung.

BildDas Deutsche Tierschutzbüro hat am 07.05.2019 bei einer Protestaktion vor dem Oldenburger Schlachthof den Fleischproduzenten und Inhaber des Schlachthofs, die Böseler Goldschmaus GmbH, mit dem „Blutigen Märchenbuch“ ausgezeichnet. Die Tierrechtsorganisation begründet den Negativ-Preis mit dem dreisten und scheinheiligen Verhalten des Unternehmens im Rahmen des Skandals um den Oldenburger Schlachthof, der Ende 2018 an die Öffentlichkeit kam. Gleichzeitig machten die Tierrechtler auch auf das tierquälerische Handeln des Konzerns aufmerksam. Trotz der Bemühung, den Preis persönlich zu überreichen, nahm ihn kein Verantwortlicher der Goldschmaus GmbH entgegen. Protest und Auszeichnung beziehen sich auf die im November 2018 durch das Deutsche Tierschutzbüro aufgedeckte Fälle von extremer Tierquälerei in dem Schlachthof.

Obwohl Goldschmaus bereits vor der Veröffentlichung des Videomaterials, das extreme Fälle von Tierquälerei in dem Schlachthof zeigte, zu 50% Mitinhaber des Betriebes war, übernahm das Unternehmen während des Skandals keine Verantwortung. Zu keinem Zeitpunkt kommunizierte Goldschmaus ehrlich über die eigene Beteiligung an dem Oldenburger Schlachthof, sondern stellte sich selbst als unschuldiger und unwissender Kunde dar. Die Besitzverhältnisse laut Handelsregister, sowie Eigenaussagen von Goldschmaus widerlegen dies jedoch. Die Nachricht der erst im Nachgang des Skandals erfolgten Übernahme des Schlachthofs, in Verbindung mit dem Versprechen von Verbesserungen in den dortigen Arbeitsabläufen im Zuge der Wiedereröffnung, ist mehr eine zurecht gesponnene Märchengeschichte als die Wahrheit. „Die Goldschmaus GmbH war schon zu Zeiten der skandalösen Zustände im Oldenburger Schlachthof Teilhaber des Betriebs und somit mitverantwortlich für die grausame Tierquälerei. Anstatt dies zuzugeben, hat sich Goldschmaus bis heute eine Märchengeschichte zurechtgestrickt, um Großkunden, Verbraucher und Ämter zu täuschen und sich aus der Affäre zu ziehen“, so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros.
Anfang November 2018 hatte das Deutsche Tierschutzbüro Bildmaterial, das Tierquälerei im Schlachthof Oldenburg dokumentiert, der Staatsanwaltschaft Oldenburg, dem zuständigen Veterinäramt Oldenburg und dem Landwirtschaftsministerium in Hannover überreicht. Die Bilder zeigen Fälle von extremen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und Straftaten im angezeigten Schlachthof. Der Schlachthof selbst bestätigte daraufhin im Grunde die Vorwürfe. Die Bildaufnahmen entstanden mit versteckten Kameras in dem Zeitraum September und Oktober 2018 und umfassen über 600 Stunden Videomaterial. Kurz darauf hatte das Schlachthof- Unternehmen verkündet, den Betrieb ab sofort ruhen zu lassen und reagierte damit auf den enormen öffentlichen Druck, der durch die Veröffentlichung des Bildmaterials durch das Deutsche Tierschutzbüro entstanden war. Für zusätzliches Aufsehen sorgte, dass auf dem Material auch Amtsveterinäre zu sehen war, was die Stadt Oldenburg auch kurz nach der Veröffentlichung bestätigte. Am 8. Dezember veranstaltete das Deutsche Tierschutzbüro eine Großdemonstration mit über 450 Menschen vor dem Schlachthof und forderte die endgültige Schließung des Betriebes und Konsequenzen für die Verantwortlichen.
Die enge Kooperation des Schlachthofs mit der Goldschmaus GmbH bestand seit mindestens 2017. Laut Unternehmensinternen Informationen und Einträgen im Handelsregister ist Goldschmaus seit spätestens 2018 Mitinhaber und -betreiber der Anlage in Oldenburg. Die Meldung von Goldschmaus, den Schlachthof nach Aufkommen des Skandals nicht mehr mit Schlachtungen zu beauftragen, führte vermutlich zur vorrübergehenden Stilllegung des Betriebs. Viele Handelspartner von Goldschmaus, wie z.B. Frosta, Norma, die Bünting-Gruppe, die Supermarktkette HIT aus Nordrhein-Westfalen, EDEKA, ALDI, Lidl und Norma hatten schockiert auf die Bilder reagiert und im Anschluss an die Veröffentlichungen die Zusammenarbeit und Lieferbeziehungen beendet. Auch die Möbelhauskette IKEA, die einen Teil ihrer Hot Dog-Würstchen von Goldschmaus bezog, distanzierte sich nach Bekanntmachung der Geschäftsbeziehungen öffentlich. Ende 2018 verkündete Goldschmaus dann die komplette Übernahme des Betriebes mit dem Versprechen auf Besserung – ohne jedoch Verantwortung zu übernehmen. Kurz vor Ostern 2019 verkündete das Unternehmen dann die teilweise Wiederinbetriebnahme des Schlachthofs nach umfassenden Umbauarbeiten, die angeblich für mehr Tierschutz sorgen sollen.

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